Problemlösung: Schimmelbefall an der Wand
Problemlösung: Schimmelbefall an der Wand
Gebäude-Schimmel ist und bleibt ein Thema für alle Bauausführende. In einer dreiteiligen Serie befassen wir uns ausführlich damit. Dieser erste Teil liefert alle wichtigen Informationen über die Pilze.
Praxisbeispiel: Fälle wie der folgende gibt es leider nicht selten. In einem Miet-Einfamilienhaus aus den 1950ern machte eines Tages die alleinerziehende Mutter zweier Kinder die Entdeckung von Schimmelbefall an den Wänden in sämtlichen Räumen der Wohnung. Bauteile mit Schimmelbefall ab 0,5 m2 Fläche gelten als sanierungsbedürftig. Hier waren in allen Räumen diese Flächen überschritten. Insbesondere im Kinderzimmer hatte sich ein schwarzer Teppich an der Wand hinter den dort aufgestellten Möbeln breitgemacht – er blieb lange Zeit unbemerkt, bis ein modriger Geruch darauf hinwies. Es war bekannt vor Einzug, dass es in dem Haus schon einmal ein Schimmelproblem gegeben hatte. Doch laut Auskunft des Vermieters war dieses Problem fachmännisch behoben worden, die kleine Familie zog ein.
Wie sich dann bei einer gutachterlichen Untersuchung des Falles herausstellte, war dies eben nicht geschehen. Der Fachmann entdeckte im Wohn- und Schlafzimmer beispielsweise für den Menschen hochgiftigen Stachybotrys. Ein Pilz, der üblicherweise nur nach Wasserschäden auftritt. Schon bei seinem ersten Besuch hatte der Experte die Vermutung geäußert, dass eine Leckage an den Armaturen der Badewanne der Auslöser für den Schimmelpilz-Befall im Haus gewesen sein könnte.
Stachybotrys hatte sich im Kinderzimmer zwar nicht ausgebreitet, aber dort fand der Fachmann massenhaft Sporen des Pilzes Aspergillus, daneben mäßig bis viele Sporenträger dreier weiterer Schimmelpilze. Manche Aspergillus-Arten sind für den Menschen sehr giftig. Sie können allergische Reaktionen auslösen und Organe oder das Nervensystem befallen.
Die dringliche Empfehlung des Mannes: Das Kinderzimmer bis zur fachmännischen Sanierung ab sofort nicht mehr zu betreten und außerdem luftdicht abzuschotten, z.B. per Klebeband an den Türfalzen. Die Familie zog schließlich nach zermürbenden Querelen mit dem Vermieter und dessen Hausverwaltung auf Kosten des Vermieters aus, um eine Grundsanierung des faktisch unbewohnbaren Objekts zu ermöglichen. Einen körperlichen Schaden zogen die Bewohner glücklicherweise nicht davon. Doch es ist auch heute noch, 9 Jahre nach dem Vorfall (2011) bei der Mutter im Gespräch zu spüren, dass der Vorfall für sie traumatisch war.
Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze
Schimmelpilze benötigen für ihr Entstehen, den Erhalt und ihr Wachstum zwei Haupt-Komponenten: Wasser und organische Nährstoffe, also Stoffe, die in irgendeiner Form Kohlenstoffverbindungen enthalten oder aus ihnen bestehen. Bekanntermaßen sind z.B. Papiertapeten als Nahrungsgrundlage bei Schimmelpilzen sehr beliebt. Oft bieten auch Silikondichtungen an Fenstern ideale Verhältnisse (Kombination Kondensat (= Feuchte/Wasser) plus Silikon (= Kohlenstoff)).
Weitere Orte im Haus sind z.B. das Bad: Nässe/Feuchte, Haare und Hautschuppen dienen als Nahrungsgrundlage. Seifenfilme, an denen sich Hausstaub oder sonstige organische Stoffe heften, insbesondere in den Ecken. Daneben spielen die Raumtemperatur und der PH-Wert des Wachstums-Untergrunds eine Rolle: Sie können das Wachstum begünstigen oder behindern, z.B. wachsen Schimmelpilze bei einem PH-Wert höher 11 praktisch nicht mehr. Auch aus diesem Grund hat man Kellerräume seit allen Zeiten bis heute zur Vorsorge gekalkt.
Schimmel ist kein Indiz für mangelnde Reinlichkeit
Schimmel ist indes kein notwendiges Indiz für mangelnde Reinlichkeit. Das Umweltbundesamt (UBA) kommt zu dem Ergebnis, dass den Schimmelpilzen in Innenräumen in der Regel genügend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Außerdem sind Schimmelpilze leider ein „normaler“ Bestandteil der Innenluft. Sie werden über das Lüften mit der Außenluft nach Innen getragen, sie haften an Kleidung oder Schuhen und sie werden mit Staub und Schmutz ins Haus getragen. Pilze bilden zur Verbreitung so genannte Hyphen (Pilzfäden). Die Gesamtheit der Hyphen wird als Myzel bezeichnet. Das Myzel wird meist nicht wahrgenommen, sondern erst die Fruchtkörper. Dann hat sich der Pilz schon etabliert. (Symbolbild)
Schimmel ist erst spät sichtbar
Was die Bewohner des beschriebenen Falles sahen, waren die bekannten Schimmelflecken. Im Grunde genommen wird dem menschlichen Auge der Schimmelpilz erst in seiner Blütezeit sichtbar. Dann nämlich, wenn die Sporenträger, die zur Verbreitung des Schimmels dienen, mit ihren gefärbten Sporen eine gewisse Dichte entwickelt haben. In der davor liegenden Wachstumsphase bilden die Pilze unbemerkt ihre Hyphen aus (Die Gesamtheit dieser Hyphen (Pilzfäden) wird als Myzel bezeichnet). Diese Pilzfäden sind meist weißlich und deshalb oft für das bloße Auge nicht erkennbar.
Das UBA fasst in den Sammelbegriff „Schimmelpilze“ mittlerweile auch damit begleitende Bakterien und Hefen, so dass man eigentlich von einer Schimmelpilz-Symbiose unterschiedlichster Organismen sprechen sollte, die schlussendlich dann auch zu den Geruchsentwicklungen beitragen („Muff“). Einergehend sind meist Milben, die sich von den Schimmelpilzen ernähren und somit auch als weiterer Indikator für Schimmelbefall dienen.
Die möglichen Gefahren
Das Problem bei der Frage nach der Gefährlichkeit von Schimmelpilzen in der Wohnung für den Menschen ist, dass die Liste der bereits bekannten Arten noch lange nicht abgeschlossen ist und immer wieder neue entdeckt werden. Aber auch unter den bekannten Arten gibt es immer wieder Bewegung: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse führen des öfteren z.B. bei der Klassifizierung bzw. Systematik zu Neueinordnungen und Neugruppierungen von Schimmelpilzen.
Hinzu kommt, dass wissenschaftlich exakt lediglich als erwiesen gelten kann, dass Schimmelpilze das Entstehen von Asthma fördern. Dies betrifft vor allem Kinder. Andere Krankheiten wie Bronchitis oder Lungenveränderungen, die Möglichkeit, dass Schimmelpilze Allergien auslösen oder sonstige toxische Wirkungen entfalten, können nicht ausgeschlossen werden. Es wird auch von unspezifischen Symptomen im Zusammenhang mit Schimmel berichtet, z. B. Kopfschmerzen, Husten oder allgemeine Müdigkeit. Die Wissenschaft weiß darüber noch zu wenig bzw. es fehlt ihr an gesicherten Erkenntnissen.
Welche Gesundheitsgefahren von Schimmel in der Wohnung für die Bewohner ausgehen, ist nicht erkenntnistechnisch gesichert. Als gesichert kann angesehen werden, dass das Risiko von Asthma-Erkrankungen erhöht wird, insbesondere bei Kindern.
Erschwerend für die Forscher auf diesem Gebiet, da beim Auftreten solcher Symptome bzw. Krankheiten immer das Gesamtfeld betrachtet werden muss, z.B. Vorerkrankungen, um nicht falsche Schlüsse zur Gefährlichkeit von Schimmelpilzen für den Menschen absolut zu ziehen – und falls dann, ab welchen Konzentrationen dies der Fall sein kann, bezogen außerdem auf welche Arten.
Das UBA stellt derzeit leider folgendes dazu fest: „Wissenschaftlich abgesicherte Aussagen über eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen einer Exposition gegenüber Schimmel in Innenräumen und gesundheitlichen Beschwerden der Bewohner sind derzeit nicht möglich.“ Umso vorsichtiger muss man wohl mit dem Thema umgehen. Das sofortige Abschotten von Räumen in der Zeit bis zur fachgerechten Sanierung scheint jedenfalls keine übertriebene Maßnahme zu sein.
Gibt es die typischen Vertreter?
Ja und nein. In dem geschilderten Fall wurden, in unterschiedlichen Befall-Konzentrationen und auch in den einzelnen Räumen, jeweils unterschiedlich intensiv sowie verschieden in der Konstellation, vier Schimmelpilz-Typen festgestellt: Stachybotrys, Aspergillus, Aspergillus Typ Penicillium, Acremonium und Cladosporium, außerdem vereinzelt undifferenziertes Myzel (Die Analyse wurde vor Ort über Folienkontaktproben aufgenommen und nach Färbung mit Lactophenolblaulösung lichtmikroskopisch von einem beauftragten Labor untersucht).
Das UBA hat über diverse Untersuchungen eine gewisse Erwartbarkeit herausgefunden, womit auf welchen Materialien hauptsächlich zu rechnen ist. Beim Schimmelbefall auf Baumaterialien ist laut UBA die Vielfalt der häufig auftretenden Schimmelpilzarten überschaubar. Auf und in mineralischen Baumaterialien wie Zementstrich, Wandputz oder Beton wurde hauptsächlich Penicillium gefunden (80 % der Proben), Aspergillus versicolor (50 %) und Cladosporium (46 %), Acremonium (31 %), Aspergillus restrictus Gruppe (26 %) sowie 18 weitere Gattungen, in 1 % – 10 % der Proben.
Es ließe sich insofern pauschal eingrenzen, dass in der Regel die Gattungen Aspergillus in verschiedenen Typen, Cladosporium, Acremonium vertreten sind. Aber wie das Fallbeispiel zeigt, können individuell auch andere Vertreter massiv auftreten. Das UBA hat 18 weitere Gattungen ausgemacht und im konkreten Fallbeispiel wurde ein massiver Befall mit Stachybotrys in einem Raum festgestellt, zudem in den anderen Räumen nicht. Die Zahl der Schimmel-Gattungen, die in Gebäuden typischerweise auftreten, lässt sich nach heutigem Stand inzwischen eingrenzen. Cladosporium ist eine von diesen.
Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Die gebotene Sachstandslage lässt nur empfehlen, Schimmel nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es gibt zwar immer noch zu wenig gesicherte Informationen, doch sie deuten hin. Schimmelsanierungen gehören deshalb in fachmännische Hände. Man muss sich vor Augen führen, dass Schimmel für das Bauwerk selbst und die Menschen, die darin leben, zu einem gebäudetechnischen und gesundheitlichen Totalschaden führen kann. Vorsorge ist ein zentrales Element.
Im zweiten Teil unserer dreiteiligen Schimmel-Serie beleuchten wir die dahingehend häufigsten Fehler, die Schimmelwachstum im Gebäude begünstigen.
Unser Autor Wolfgang Cremer ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Teil 2 und 3 der Serie:
10 typische Fehler bei Schimmelbefall im Haus
Im zweiten Teil unserer dreiteiligen Serie zum Thema Schimmel im Gebäude stellen wir zehn typische Fehler vor, die Schimmelbildung verursachen bzw. begünstigen. Die Garanten für einen sehr wahrscheinlichen Schimmelpilzbefall im Gebäude sind Feuchte, kohlenstoffhaltige Nährstoffe (z. B. Tapeten), passende Innenraum-Temperaturen (werden eigentlich immer erfüllt) und ein PH-Wert des Nährgrunds, der allerdings sehr breit beim Schimmel gefächert ist und bis zur Wachstumsgrenze von etwa PH 11 geht. Auch die PH-Bedingungen sind somit meistens erfüllt – es sei denn, ein Gebäudebesitzer kalkt die Innenwände seiner Wohnung komplett durch.
Grundsätzlich zielen die Fehler bzw. die Vermeidung dieser in der Hauptsache also darauf ab, Feuchte zu vermeiden bzw. diese auf ein Maß zu reduzieren, damit der Schimmel keine oder nur wenig Chance hat, zu entstehen und zu wachsen.
Fehler 1: Unterschätzte Außenwände
Die Gefahrfläche Außenwände wird oft unterschätzt. Auch in gut gedämmten Neubauten kann die Temperatur der Innenwandoberfläche zu bestimmten Zeiten (z. B. Winter) niedriger sein als die Raumlufttemperatur. Die Raumluft kühlt in unmittelbarer Nähe der Innenwand ab. Die Abkühlung führt zu einem Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit in diesem Umfeld. Das Umweltbundesamt (UBA) veranschaulicht diesen Vorgang an einem Beispiel mit Zahlen: Die Luft eines Raumes mit beispielsweise 22 °C und einem Wassergehalt von 10 g/m³ weist eine relative Luftfeuchte von 50 % auf. Ist die Oberflächentemperatur der Innenwand ebenfalls 22 °C, werden auch dort 50% Luftfeuchte vorliegen.
Besonders im Winter wird aber aufgrund der niedrigen Außenlufttemperaturen die innerseitige Oberflächentemperatur der Außenwände niedriger liegen. Das UBA nimmt für sein Beispiel eine Oberflächentemperatur von 14,5°C an. Die Raumluft kühlt in Wandnähe ab – nach Berechnung des UBA liegt in diesem Fall in Wandnähe dann eine hohe relative Luftfeuchte von 80% vor, was Schimmelwachstum begünstigt.
Eine gute Wärmedämmung wirkt dem zwar insofern entgegen, weil sie die Innenwandtemperatur möglichst unbeeinflusst von den Außentemperaturen hält. Aber auch dann sind die Bewohner nicht vor Schimmel gefeit. Wenn ein Möbel (z. B. ein Kleiderschrank) direkt vor solche Wände gesetzt wird, besteht eine Schimmelbefall-Gefahr dahinter, auch im Neubau. Denn ein Möbel an der Wand behindert die Luftströmung dahinter, wohingegen für die Raumluftfeuchte eine solche Situation kein Hindernis darstellt. Möbel sollten also mit 2 – 3 cm Abstand von der Wand aufgestellt werden, zwecks Verbesserung der Hinterlüftung.
Fehler 2: Relative Luftfeuchte nicht im Blick
Schimmelpilze wachsen gut bei einer relativen Luftfeuchte von 70-80% an der Oberfläche eines Materials und wenn diese über längere Zeit dort einwirkt sowie natürlich an den Stellen, die tatsächlich nass sind, wo Wasser beispielsweise kondensiert, wie beim Klassiker Fensterecke.
Tatsächlich werden solche Werte in der Raumluft durchgängig wohl kaum dauerhaft erreicht. Ab relativen Luftfeuchten von 60 % und mehr fühlen sich die meisten Menschen unwohl. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die optimale relative Luftfeuchte (Relative Humidity, RH) für den Menschen in einem Korridor zwischen 40 und 60% liegt.
Im dritten und letzten Teil unserer Serie zum Thema Schimmel im Gebäude gehen wir der Frage nach, was zu tun ist, wenn es doch zum Schimmelbefall gekommen ist.
Im Grunde genommen zielen alle Schimmel-(Vorbeuge)-Maßnahmen innerhalb des Hauses darauf ab, die relative Luftfeuchte niedrig zu halten. Dafür gibt es verschiedene Ansatzpunkte bzw. umgekehrt auch Fehler.
Aber das UBA-Beispiel zeigt, dass man sich als Bewohner nicht täuschen lassen sollte, selbst wenn die relative Luftfeuchte grundsätzlich im gesundheitlich „grünen Bereich“ bei 50% liegt, denn stellenweise kann es trotzdem ganz anders aussehen (s. Fehler 1). Allerdings kann die relative Luftfeuchte schnell höher liegen, wenn regelmäßig Wäsche in der Wohnung trocknen muss, gekocht wird, der Geschirrspüler ausdampft, die Wohnung nur über ein innenliegendes Bad verfügt oder über Nacht im geschlossenen Schlafzimmer ein- und ausgeatmet wird. Ist-Werte der aktuellen relativen Luftfeuchte in Zahlen liefern Hygrometer, die es überall günstig zu kaufen gibt.
Fehler 3: Falsches und zu wenig Lüften/Beheizen
Lüften führt Sauerstoff in die Räume und Kohlendioxid ab, also „verbrauchte“ Luft – aber eben auch Feuchte, selbst im Winter oder bei Regenwetter. Lüften ist das beste Alltags-Mittel der Wahl, um überschüssige Feucht zu entfernen. Doch wie lüften? Fenster auf Kipp ist die falsche Methode. Denn es braucht sehr lange, bis eine gewisse Austauschrate erzielt wird – mit parallel einhergehenden negativen Effekten: Im Winter gehen die Heizkosten über langes Kipplüften nach oben, und, was wohl wenig bewusst ist, dass über diese Form des Dauerlüftens die Fensterlaibungen auskühlen. Das wiederum begünstigt die Kondensatbildung und damit auch die Bildung von Schimmel. Wer lüftet, sollte Stoß- und/oder Querlüften, d.h. entweder das Fenster in einem Raum für einige Minuten ganz aufreißen und/oder in mehreren Räumen zugleich bei offenen Türen, so dass ein Durchzug durch die gesamte Wohnung erzielt wird.
Auch ein Fehler ist, zu wenig zu lüften. Allein über das Atmen produziert ein 3-Personen-Haushalt 6 bis 12 Liter Feuchte am Tag – und natürlich auch nachts. Lüften bzw. Luftaustausch im Schlafzimmer während der Nacht ist also nicht allein dem Umstand geschuldet, den Schlafenden frischen Sauerstoff zuzuführen und ausgeatmetes Kohlendioxid abzuführen, sondern auch Feuchte aus der Atemluft. Wann immer es geht, sollte also auch während der Nacht gelüftet bzw. Luftaustausch ermöglicht werden, z.B. durch eine leicht geöffnete Tür, gerade wenn manuelles Lüften im Winter nicht möglich ist oder wenn das Schlafzimmer an einer Straße liegt.
Eine weitere Maßnahme ist tatsächlich Wärme. In einem kalten Schlafzimmer ist erstens die relative Luftfeuchte erhöht; über Wärme lässt sich diese senken. Außerdem kann die Temperatur der Innenwandoberfläche von Außenwänden erhöht werden – es sind immer wieder dieselben Zusammenhänge, die eine Schimmelpilzbildung erschweren oder gar verhindern bzw. umgekehrt begünstigen. Ein kühles Schlafzimmer ist aus Schimmelsicht also günstig.
Fehler 4: Sparen am falschen Ende
Paradoxer Weise wird manuelles Lüften vermehrt in Neubauten zum Thema. Also in solchen Gebäuden, die über einen hohen KfW-Dämmstandard eigentlich Energieeffizienz reklamieren. Aber in der Praxis nur suggerieren, wenn für den notwendigen Luftaustausch die Fenster aufgerissen werden müssen, wenn aus Kostengründen kein Lüftungssystem installiert wurde.
Es reicht nicht, ein Gebäude nur wärmedicht zu machen und das Thema Lüftung dann den Bewohnern zu überlassen, auch aus Schimmelsicht nicht. Viele Bauschaffende machen es sich hier zu einfach. Zentrale Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung sollten im Neubau heute Standard sein. Die Rechtslage gibt vor (Energieeinsparverordnung – EnEV), dass der notwendige Mindestluftwechselwert sicherzustellen ist, weil Gebäude immer dichter werden. Offen ist gegenwärtig aber noch, wie dies bewerkstelligt werden muss. Allerdings deuten erste Gerichtsurteile darauf hin, dass manuelles Lüften in Zukunft als Methode zur Sicherstellung des Geforderten in Neubauten kaum mehr durchzusetzen ist.
Fehler 5: Wärmebrücken
Wärmebrücken sind Stellen in der Gebäude-Hülle, aber auch an Decken oder Böden, über die mehr Wärme aus dem Gebäude nach Außen dringt als über angrenzende Flächen. Ihre Innenoberfläche ist kühler, was wie beschrieben die Feuchtebildung und damit auch eine mögliche Schimmelbildung begünstigt. Technisch/geometrisch unvermeidbare Wärmebrücken sind Ecken, insbesondere, wenn sie von einer Außenwand gebildet werden. Vermeidbare Wärmebrücken sind jene, die entstehen können, wenn Baustoffe sehr unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit in unmittelbarem Zusammenhang verwendet werden. Das Risiko von Schimmelbildung erhöht sich an diesen Stellen.
Fehler 6: Neue Fenster im Altbau ohne angepasstes Verhalten
Wenn alte Fenster durch neue, dichte Fenster ersetzt werden, dann fällt der bislang vorhandene Infiltrationsluftwechsel weitgehend weg. Fenster heutigen Stands sind, was die Feuchtezirkulation betrifft, im geschlossenen Zustand die dichtesten Bauteile einer Wand.
Wenn die Fensterlaibungen nicht zusätzlich wärmegedämmt sind, kann Wasserdampf sowohl in den Ecken der Fenster als auch an den Laibungen kondensieren. Die erklärte Gegenmaßnahme ist regelmäßiges Lüften, doch läuft sie dem Ursprungsgedanken der Energieeinsparung im Grunde genommen zuwider, zumindest in den kalten Jahreszeiten, in denen das Schimmelrisiko aber ausgerechnet erhöht ist, weil die Oberflächen-Innentemperatur des Bauteils dann naturgemäß sinkt und außerdem die kalte Außenluft nur wenig Feuchte aufnimmt. Hier muss das Kondensat dann schlichtweg abgewischt werden.
Fehler 7: Unsachgemäße Innendämmung
Typische Probleme sind Hinterströmung der Innendämmung mit (feuchter) Luft, Kondensation im Bauteilinneren durch Dampfdiffusion sowie Fehlstellen bei der Innendämmung. Deutlich weniger Probleme entstehen durch diffusionsoffene, vollflächig verklebte Dämmstoffe oder den Einbau von Installationsebenen.
Für das Anbringen einer Innendämmung sollten Fachleute zu Rate gezogen werden, da für den Laien die möglichen späteren Probleme meist nicht erkennbar sind, empfiehlt das UBA.
Fehler 8: Trocknungsphase nicht unterschätzen
Man sagt, dass Neubauten in der Regel 2 Jahre brauchen, um die bautechnisch bedingte Baufeuchte heraus bekommen zu haben. Gleiches gilt für umfangreiche Umbauten. Tatsächlich kann die Trocknungsphase aber noch länger dauern, bis zu einigen Jahren. Je nach Entwurf des Gebäudes mit seinen daraus resultierenden mögliche Feuchtelasten, sind alltäglich auftretende relative Luftfeuchten von 60 – 65% in den Anfangsjahren als üblich einzukalkulieren. Umso größerer Bedeutung kommt gerade in dieser Anfangszeit dem konsequenten Lüften zu (Querlüften/Stoßlüften), auch, um Schimmelbefall zu verhindern. Die begleitende oder ggf. alternative Option ist Heizen.
Fehler 9: Silikon hält nicht ewig
Last but not least das nicht mehr gute, wenn altes Silikon. Silikon kann grundsätzlich an sich als Nährstoffgrundlage für Schimmel dienen, aber es hält zudem auch nicht ewig. Nicht von Ungefähr spricht man bei Silikonfugen in Nassräumen von Wartungsfugen, weil sie im Laufe der Zeit undicht werden können, so dass Wasser in die Wandstrukturen dahinter eindringen kann und dieses dann dort Schaden anrichtet, Verschimmelung inklusive.
Fehler 10: Undichtigkeiten im Rohrnetz nicht erkannt
Undichtigkeiten im Rohrnetz sowie an den Armaturen können über lokalisierte Folgen weitreichendere haben, wenn sich die Durchfeuchtung der Wände schleichend fortsetzt. Über längere Zeit können diese lokalen Baustellen Räume bis zur gesamten Wohnung unbewohnbar machen. In unserem Fachbeitrag 1, Grundlagen der Schimmelbildung, haben wir einen solchen Fall vorgestellt. Was bei der Sanierung zu tun ist, beschreibt der dritte Teil der Serie “Schimmelbefall im Haus professionell sanieren”.
Wolfgang Cremer ist Fachjournalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.